Jomi: Große Kunst ganz leise

Zog das Publikum am Samstag in seinen Bann: Pantomime Jomi.  Pantomime Jomi begeistert in der alten Kirche Sankt Margaretha mit tiefen Einblicken
Lützelbach-Seckmauern Faszination, Begeisterung, tiefe Einblicke in das menschliche Sein und gesunder, pointenreicher Humor - all das verkörpert Jomi. Lautlos, aber auf der Spitze der großen Kunst begeisterte er am Samstag in der alten Kirche St. Magaretha.
Der Altar war schwarz abgehängt; der Tiefgang seiner Darbietung und das Berühren des Publikums widersprach aber keinesfalls dem sakralen Raum. Jomi führte nicht, er entführte. Pantomime lässt Argumente und verbale Führung schließlich aus. Still, fast demütig, aber mächtig in der großen Faszination und in der hohen Kunst der Pantomime. Neben den Botschaften war es die Perfektion, die das Publikum fesselte. Künstliches Marionettengrinsen "Marionette", einer seiner Programmpunkte, war die Spitze seines Bühnenspiels. Starres, künstliches Marionettengrinsen, Bewegungen, die mit den "Fäden der Macht" funktionieren wie fallen. Bis ins kleinste Detail blieb er Marionette - buchstäblich ohne ein Wimpernzucken. Das Stück hatte zwei Ebenen: neben der großartigen Darstellung der geführten Puppe selbst die unerwarteten Versuche des Eigenlebens - Versuche der Befreiung, auch mit Rückschlägen, vom Gesicht bis zur freien Bewegung.

Vom schweren Dasein eines Leierkastenmannes zeugte ein weiteres Stück - getragen von dem großen Traum, sein Publikum mit der Geige zu verzücken. Jomi stellte Traum wie Realität faszinierend dar. Unabhängiger Szenenwechsel beim letzten Stück vor der Pause: Masken des Alltags waren hier sein Thema.

Dann bewies Jomi nebst fantastischer Darstellung vor allem Humor. Da war die Verzweiflung eines jungen Papas, der zum ersten Mal mit dem Baby alleine zu Hause ist. Ebenso blieb kein Auge trocken bei der "Morgentoilette einer Dame" - bei abstrusen Momenten weiblichen Schönheitswahns, vom Lippenstift bis zum Zwängen in das viel zu enge Mieder, vermischte er geballte Komik mit präziser Darstellungskunst.

Der nicht zu bremsende Applaus ließ den Pantomimekünstler Jomi nicht um eine Zugabe herum kommen. Dafür schlüpfte er in die Rolle eines Tormannes - selbst verliebt und pannenreich. Insgesamt schaffte es Jomi den dargestellten Personen Eigenleben zu geben, Charakteristiken auf den Punkt zu bringen, Feinheiten menschlichen Daseins einen feinen Schliff zu geben.

"Der Lützelbacher sagt vielleicht erst mal, ?das war mal was anderes?, denn das muss sich erst einmal setzten, was hier in großer Kunst geboten wurde", beschrieb Detlef Eichberg, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins KIS (Kulturinitiative Seckmauern) seine Eindrücke. Der noch junge, 2008 gegründete Verein, hat sich zum Ziel gesetzt, die alte katholische Kirche mittels Kulturangeboten wieder mit Leben zu füllen und gleichermaßen die Gewinne aus den Veranstaltungen dem Erhalt der Kirche zu Gute kommen zu lassen. Gabriele Lerman