Wilhelm Busch: Lebendig in alter Kirche


Kultur Dieter Schaller und Joachim Hammer in Seckmauern
Lützelbach-Seckmauern "Später traf ich auf der Weide, außer mir noch mehrere Kälber, und nun schätz' ich, sozusagen, erst mich selber." Dieter Schaller zitierte aus der "Kritik des Herzens", der ersten Gedichtsammlung von Wilhelm Busch (erschienen 1874). Begleitet von Pianist Joachim Hammer faszinierte der Aschaffenburger Schauspieler Schaller am Samstag sein Publikum. Stimmig das Ambiente: die alte katholische Kirche.

Entführten fesselnd in das Leben von Wilhelm Busch: Pianist Joachim Hammer und Schauspieler Dieter Schaller.  Gabriele LermannSchaller rezitierte nicht nur, er setzte auch seine schauspielerischen Fähigkeiten ein, so dass der Humorist Busch nicht nur gehört, sondern auch erspürt werden konnte: gesellig, dennoch einsam, wachsamen Auges und bissigen Blick, für andere wie für sich selbst. Daneben ein Liebhaber von Kunst, Pfeife, Wein und bittersüßem Sarkasmus. Verlust der Jugendliebe So endete ein Gedicht über die Liebe eines Schmetterlings zu einer Blume mit: "Ein alter Esel fraß die ganze, von ihm so heiß geliebte Pflanze." Schaller vermutete hinter dem Gedicht den Verlust von Buschs Jugendliebe. Andererseits vermochte Wilhelm Busch, so Schaller, auch den "kürzesten Heiratsantrag der Literaturgeschichte" zu verfassen: "Mädchen sag mir ob? Ja, Herr Knopp." Im Reim verfasst auch das Argument im Gedichtband "Zu guter Letzt", welches laut Schaller Wilhelm Busch zum ewigen Junggesellen machte: "Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, er ihm was tut."

Viele gemeinsame Bühnenjahre Wie die Farbe dem Bild Leben verleiht so machte auch die Musik Joachim Hammers die Reise durch das Leben des Literaten lebendig. Deutlich wurde, dass er und Schaller schon viele gemeinsame Bühnenjahre hinter sich haben. Mit spielerischer Leichtigkeit bildeten Worte, Schauspiel und Musik eine faszinierende Symbiose.

Die berühmtesten Lausbuben, Max und Moritz, verhalfen dem 1832 geborenen Busch zum Durchbruch. Trotz Bösartigkeit der Streiche und einem bitteren Ende - die erste Auflage erschien mit 4000 Exemplaren 1865 - sind bis heute 54 Auflagen gedruckt worden, die jüngste mit 400 000 Exemplaren.

Auf die Bubenstreiche folgten noch einige Bildergeschichten des Mannes, der gerne Maler geworden wäre. Vielleicht Vorläufer der Comics, mutmaßt Schaller. Busch starb 1908, was Schaller und Hammer im Vorjahr zum 100. Todestag zu diesem Programm "Der Vogel scheint mir hat Humor" angeregt hatte. Zwei faszinierende Stunden, die das Publikum in ihren Bann zogen. Gastgeber war die Kulturinitiative Seckmauern (KIS). Gabriele Lermann

Vorschau
Der Vogel, scheint mir, hat Humor
Lützelbach-Seckmauern Er gilt als der Klassiker des schwarzen Humors schlechthin: Wilhelm Busch.

Sein Spiegel der Reime, den er so gerne vorhielt, ist gespickt mit Sarkasmus und deftigem Humor. Am Samstag, 4. Juli, rezitiert Dieter Schaller den literarischen Vater von Max und Moritz und Meister des bittersüßen Reimes in der alten katholischen Kirche Seckmauern. Begleitet wird er von Joachim Hammer am Keyboard. Seit zwölf Jahren treten beide mit vielfältigen Lyrikprogrammen auf. Veranstalter des Abends ist die Kulturinitiative Seckmauern (KIS). Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die alte Kirche St. Magaretha mit Kultur wieder zu beleben und Überschüsse dem Erhalt der Kirche zu Gute kommen zu lassen. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr und kostet zehn Euro Eintritt. ler