Herr Kannegieser und seine Stammtisch-Geschichten

(aus main echo online)
Stammtisch bleibt Nabel der Welt
Kabarett: Gerd Kannegieser philosophiert in der alten katholischen Kirche Seckmauern über echte Freunde und Feinde

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Seckmauern Für jede Menge Spaß und gute Laune hat der Kabarettist Gerd Kannegieser am Samstag in der alten katholischen Kirche von Seckmauern gesorgt. Zum zweiten Mal hatte die örtliche Kulturinitiative den Pfälzer ins Steinbachtal geholt, der seit 25 Jahren über die Bühnen zieht und das Publikum an seinen Philosophien teilhaben lässt.

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kannegieser2014 01Hält Kontakt zum Publikum: Der Kabarettist Gerd Kannegieser bei seinem Gastspiel in der alten katholischen Kirche in Seckmauern. Foto: Gabriele Lermann
























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Wie es um sein Auditorium in Seckmauern steht, hat er gleich erkannt. »Verheiratet? Ja klar, das frisst sich mit den Jahren ins Gesicht!« Lebensweisheit, echte Freunde und echte Feinde - Kannegieser weiß, der Nabel der Welt ist und bleibt der Stammtisch.  Bei Frauen ist alles anders  Stammtischkumpel Ali, eigentlich Mustafa, ist ein echter Freund, trotz alkoholfreiem Bier. Anders als der »Stelzer-Horst«, der Nörgler und Besserwisser. Daneben gibt es noch Fritz, den Wirt, Hermann, den Technikfreak, der sogar einen sprechenden Kühlschrank hat, Mani, den »Kerl wie ein Baum mit Händ’ wie eine Dreckschipp«, Willi, den dicken Banker, der nur Kontobewegung kennt, oder Lothar, den Geschiedenen.  

Ohne Stammtischunterstützung ließe sich die Damenwelt gar nicht verstehen, resümiert Kannegieser. Da jagen sie einen in den Wald zum Joggen und Nordic Walking, was sonst nur die Verrückten tun. Und das alles nur weil sie behaupten, die letzten 65 Kilo nicht geheiratet zu haben. Wäre es da nicht befreiender, die ersten 65 Kilo abzunehmen?  Überhaupt ist bei Frauen alles anders, stellt der Kabarettist fest. Männer können wohnen, stundenlang auf dem Sofa, Frauen nicht. Und weil sie es nicht können, gönnen sie dem wohnenden Mann seine Fähigkeit nicht. »Liebe sollte sein wie Schnittblumen - sobald der Kopf hängt, raus damit.« Altern in Würde ist auch so ein Stammtischthema. »Wir werden nicht vergesslicher, nur philosophischer.« Auch ein bisschen langsamer. »Auf die Uhr schauen wir nicht mehr, das geht viel zu schnell, irgendwann reicht der Kalender.«  Ausbildung eher hinderlich  Und beim Blick auf dem Kalender wird klar: 25 kabarettistische Jahre sind vergangen wie Flug. Ein Jubiläum, bei dem selbst bei allwissenden Stammtischlern noch Fragen aufkommen: Wie wird man Kabarettist? Eine Ausbildung - nein - die ist eher hinderlich. Braucht man besonderen Fleiß? Nicht wenn man lieber wohnt. Was bewegt den Kabarettisten zu seinen Themen? Die Suche nach der besonderen Frage hinter den Dingen - wie beim Alphabet - wer hat die Buchstaben sortiert? Und der Trick, sich so viel Text zu merken? Uralt - auswendig lernen.  Über zwei Stunden unterhält Gerd Kannegieser sein Publikum bestens und pointenreich. Dabei bleibt er nicht der Alleinunterhalter, sondern hält stets Kontakt zum Publikum. Das jedenfalls genießt den spaßigen Kabarettabend sichtlich.
Gabriele Lermann