KIS - Kulturinitiative Seckmauern

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Datterich-Abend: „Da gucke-Se emal, wos Perle!“

Vergnügen und Theaterpädagogik mit Datterich
(Von Detlef Eichberg)

Was Heinz und Brigitte Neumann am 03. September in das Domizil der Kulturinitiative Seckmauern transportierten, war großes Kleinkunst-Theater. Im mittlerweile schon gewohnt familiären Umfeld der erfreulich zahlreichen Besucher der alten St. Margaretha Kirche waren alle Altersgruppen und bunt gemischte Individualisten vertreten, als Heinz Neumann seine Einstimmung auf die auf zwei Personen komprimierte Posse Niebergall´s aus dem Altarraum ins Kirchenschiff übermittelte.

datterich startseite auftritt

Mit großer Authentizität und Präzision stellte dann Heinz Neumann die Hauptfigur und deren Randgruppen-Naturell vor – immer unterfüttert von Aufschneiderei und getriebener Suche nach denen, die es zu schröpfen galt. Dabei fehlte es auch nicht an menschlich berührenden Momenten, die dann aber in schon fast absurder Manier schnell in nahezu anarchischer Komik versanken. Virtuos wechselte Heinz Neumann dabei zwischen den anderen im Stück vorkommenden Protagonisten wie Spirwes, dem Freund Datterichs, Schmitt, das Opfer Datterichs und der Prototyp eines Spießer´s – der Herr Dummbach.

Mit ebenfalls beeindruckender schauspielerischer Leistung unterstützte Brigitte Neumann ihren Mann in zahlreichen Szenen als Lisett´sche, Marie´sche und Frau Dummbach.

Am Schluss zollte ein von diesem Abend angetanes Publikum der Leistung der beiden Neumanns mit anhaltendem Applaus Tribut, wodurch sich die Schauspieler noch zu einem historisch erläuternden Nachtrag mit einigen sehr wissenswerten und interessanten Details zu Niebergall und seinem Stück animiert fühlten.


(aus main-echo vom 6.9.16)

Von der Kunst, ein genialer Schnorrer zu sein

Mundart: Heinz und Brigitte Neumann stellen Szenen aus dem Darmstädter Original »Datterich« vor

»Be­zah­le, wann mer Geld hat, des is kah Kunst: aw­wer be­zah­le, wann mer kahns hat, des is e Kunst, lie­wer Mann, un die muss ich erscht noch ler­ne.« Da­bei be­herrscht er die Kunst doch ganz gut, der Dat­te­rich, als ge­nia­ler Schnor­rer nicht auf sei­nen Schop­pen ver­zich­ten zu müs­sen.

Heinz Neumann schlüpfte, ebenso genial in die Rolle des Darmstädter Originals Datterich. Begleitet wurde er in der alten St. Margaretha Kirche am Samstag von Ehefrau Brigitte Neumann, die verschiedene weibliche Rollen des 1841 entstandenen Mundartstücks sprach. Heinz Neumann schlüpfte neben dem Datterich auch in andere Rollen wie den Drehermeister Dummbach, der seinem Namen alle Ehre macht.

Zum Inhalte des Stücks: Datterich ist ein entlassener Finanzbeamter, der gerne und viel »schwa᠆droniert« und mit viel Witz der Bürgerlichkeit in der Biedermeierzeit einen frechen, ungeschönten Spiegel vorhält. Geschickt ist er immer auf der Suche nach dem nächsten Freischoppen und in nahezu »anarchistischer« Lebensweise angesichts seiner Zeit trifft er den Sinn und Unsinn spießbürgerlichen Lebens. Hinzu kommt, dass der Dattrich seiner Heimatstadt Darmstadt nicht nur ein gutes Stück Zeitgeschichte geschenkt hat, sondern auch eine unvergleichbare Lokalposse. Seinen Na᠆men verdankt der Datterich seinem oft allzu großen Schoppen-Durst, der ihn »dattern« (zittern) lässt. Datterichs Talent liegt darin, eigene Wort- und Satzschöpfungen zu kreieren. »So e Mensch is kah Gäjestand vor mein Zorn« lässt er sich beispielsweise über die Schmacherin Benglern aus, die vergebens versucht, beim Datterich die Schulden einzutreiben.

Das klassische Duell gehört ebenso zur Komödie. Groteske Umstände lassen es aber jedes Mal ohne Blutvergießen ausgehen. Brigitte Neumann schlüpft mal in die Rolle des »Lisettche«, der Wirtshauskellnerin, oder sieht sich als Dummbachs Frau Babette, dessen Tochter Mariechen oder ihrer Freundin Evchen den kuriosen Machenschaften des Lebenskünstlers Datterich ausgesetzt.
Einblicke in die Geschichte

Statt Zugabe gab Datterich alias Heinz Neumann Einblicke in die Geschichte des Darmstädter Originals und ein paar Zitate als Sahnehäubchen oben drauf: »Du getraast dich net mol mit nem Stecke bei a tot Hinkel zu gehe«, beschreibt Datterich die Furcht des anderen. »Ein Humor, der nicht das Strohfeuer des Schenkelklopfens aufgrund überzogener Spitzen auslöst, wie es bei den Comedians heute der Fall ist. Sondern einer der feinen Spitzen, die noch lange nach schwingen werden«, bedankte sich Detlef Eichberg, als Vorsitzender der Kulturinitiative Seckmauern, bei den beiden Akteuren für den Abend. Gabriele Lermann 


 

Vorschau

datterich startseite


Mit Heinz und Brigitte Neumann

am 03.09.2016 in der „alten“
St. Margaretha Kirche um 20 Uhr
Eintritt € 5.-


Heinz Neumann ist Mitglied der Hessischen Spielgemeinschaft Darmstadt, die seit 1925 die Aufführungen des Datterich in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater in Darmstadt präsentiert. Er hat aus verschiedenen Szenen Texte zusammengestellt, die einen Einblick in den Charakter des Stücks geben. Der Datterich, ein Rentner und Pumpgenie, ist immer auf der Suche nach demjenigen, der ihm die nächste Runde ausgibt. Er ist der geniale Schnorrer und der Meister aller Aufschneider. Auch lässt er es sich nicht entgehen, die Dummheit und Spießigkeit vieler seiner Mitbürger anzuprangern.


 

(aus echo-online vom 26.7.16)
Datterich kommt nach Seckmauern
THEATER Der Odenwälder Schauspieler Heinz Neumann stellt das Darmstädter Original in der Kirche St. Margaretha vor

SECKMAUERN - Er ist das Darmstädter Original schlechthin: Der Datterich, den Heinz Neumann am Samstag, 3. September, um 20 Uhr in der alten St. Margaretha Kirche von Seckmauern vorstellt. Das Multitalent an Mundart, spitzer Zunge, genialer Aufschneiderei und Schnorrerkunst ist ein wegen seines übermäßigen Durstes gescheiterter Finanzbeamter, an den sich die Leute am Woog aber erst gewöhnen mussten.
Hatte der Haus- und Gymnasiallehrer Ernst Elias Niebergall, der 1843 im Alter von nur 28 Jahren verstarb, die Lokalposse doch schon 1841 geschrieben. Aber erst mehr als 20 Jahre später kam es zur Uraufführung, peinlicherweise durch ein Wandertheater unter der Leitung der nicht mehr ganz so jungen Marie Fidy-Hoch in einem Bessunger Biergarten – wie überliefert ist, auch noch mit einigen Verfälschungen.

Spätestens seit Gründung der Hessischen Spielgemeinschaft im Jahr 1925 hat das mit dem Datterich alles seine Ordnung. Nach einer Inszenierung im Jahr 1915 am Darmstädter Hoftheater mit Eduard Göbel in der Hauptrolle bekam dieser vom Intendanten des Hessischen Landestheaters den Auftrag, mit geeigneten Laiendarstellern das Stück in unverfälschter und auf künstlerisch gehobene Weise aufzuführen. Die Folge war die Gründung der Hessischen Spielgemeinschaft, die den Datterich Ende 1925 erstmals auf die Bühne brachte. Es folgten zwischenzeitlich weitere 20 Inszenierungen dieser engagierten Amateure, bei zweien war der Nieder-Kinziger Heinz Neumann dabei. Im Jahr 2007 spielte er an der Seite von Hauptdarsteller und Regisseur Michael Quast den Spirwes, also einen der drei Kumpane des Datterichs. Diese Rolle spielte er auch im vergangenen Jahr unter der Regie von David Gieselmann neben Mathias Znidarec als Hauptdarsteller.

Geht der Datterich in der Originalfassung schon mal über dreieinhalb Stunden, beschränkt sich Neumann in Seckmauern auf ausgewählte Szenen, in denen er in die Rolle des gewieften Lebenskünstlers schlüpft, der sich auch stets vom Lisettchen, der Kellnerin seines Traisaer Stammlokals, bedienen lässt. Diesen Part übernimmt Ehefrau Brigitte.

Heinz Neumann lässt bei seiner Datterich-Interpretation aber auch andere Charaktere zu Wort kommen und das Publikum in die Zeit des Biedermeier um 1840 eintauchen. Er beherrscht die diffizile Spielweise, um den Leuten den Spiegel vorzuhalten, der ihre Dummheit, die diesem Spießertum entspringt, zeigt. Keinerlei Problem hat der Schauspieler dabei mit den Eigenarten des Darmstädter Dialektes, lebte der studierte Ingenieur doch bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Griesheim.

Als Mitglied der Hessischen Spielgemeinschaft, diesem Verein zur Darmstädter Mundartpflege, war Neumann im Staatstheater Darmstadt 2011 auch in Nestroys Stück „Einen Jux will er sich machen“ in der Hauptrolle als der Kontorist Weinberger zu sehen. Die Odenwälder kennen ihn eher als den Jedermann in Alexander Kaffenbergers Inszenierung des Mysterienspiels von Hugo von Hofmannsthal im Jahr 2009 beim Erbach-Michelstädter Theatersommer, bei dem er 2012 im Erbacher Schlosshof auch den Mephisto in Goethes Faust gab.

Neumann spielte den Wasserverkäufer Wang in Dominik Eichhorns gewagter Inszenierung von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ bei der Michelstädter Spiellust. In eigenen Inszenierungen verkörperte er in der Bad Königer Wandelhalle Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“ und den Diener Johann in Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“. Gern steht er auch allein auf der Bühne, gibt dann Patrick Süskinds Einakter „Der Kontrabass“ oder Gabriel Baryllis Monolog „Im Mittelpunkt“.


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